Per Los in die Zukunft
Wie gestalten wir eine enkeltaugliche Zukunft in unserer Gemeinde? Mit dieser Frage befassen sich in diesem Sommer und Herbst zufällig geloste Bürgerinnen und Bürger in zehn deutschen Kommunen. Unter dem Dach des Projektes LOSLAND arbeiten diese zehn Städte und Gemeinden aus ganz Deutschland parallel an der Durchführung geloster Zukunftsräte.
Zum Auftakt beraten Bürger im Flecken Ottersberg bei Bremen am 17. und 18. Juni in einem Zukunftsrat darüber, wie es gelingen kann, dass sich Kinder, junge Erwachsene und ältere Menschen auch in Zukunft in Ottersberg wohlfühlen. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsverfahren aus dem Einwohnermelderegister der Gemeinde ausgelost. Neben Ottersberg sind Augustusburg, Coesfeld, Gütersloh, Homberg (Efze), Leupoldsgrün, Lindau am Bodensee, Ludwigsfelde, Rietschen und Varel beim LOSLAND-Projekt dabei.
Perspektiven, Wissen und Ideen einbringen
„Die Zukunftsräte in den LOSLAND-Kommunen ermöglichen es den Bürgerinnen und Bürgern, ihre Perspektiven, ihre Ideen und ihr Wissen über ihren Ort einzubringen. Es entstehen neue gemeinschaftliche Räume, in denen Bürgerinnen und Bürger ihr Zusammenleben jenseits von Filterblasen diskutieren können und Empfehlungen für die Politik erarbeiten“, erklärt Claudine Nierth, Bundesvorstandssprecherin des Vereins „Mehr Demokratie“, den Sinn des Projekts.
Mehr Demokratie ist Träger dieses Demokratie-Projekts, Kooperationspartner ist das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS Potsdam). Gefördert wird das Ganze durch die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). „Es sind kommunikative Aushandlungsprozesse erforderlich zwischen Menschen, die vielleicht glauben, sich gar nichts zu sagen zu haben – oder nichts vom anderen hören zu wollen“, begründet Thomas Krüger, Präsident der BpB, die Unterstützung.
"Politikverdrossenheit vorbeugen"
Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der zehn teilnehmenden Kommunen sind mit Begeisterung dabei. „Das Gemeinwohl muss wieder stärker in den Fokus der Diskussion der Bürgerinnen und Bürger rücken. Und das schafft man nur mit mehr Bürgerbeteiligung“, sagt so etwa Andreas Igel, Bürgermeister der brandenburgischen Stadt Ludwigsfelde. In die gleiche Richtung argumentiert Annika Popp, Bürgermeisterin der bayerischen Gemeinde Leupoldsgrün: „Wenn man die Leute mitmachen lässt, sie ernst nimmt und ihnen zuhört, kann man auch der Politikverdrossenheit vorbeugen.“
Neben den ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern können in öffentlichen Zukunftsforen alle interessierten Einwohner über die jeweiligen Themen der zehn Zukunftsräte diskutieren. Der letzte Zukunftsrat findet Mitte Oktober in Lindau am Bodensee statt. „Nach den gelosten Zukunftsräten werden sich die gewählten Gemeinderäte mit deren Vorschlägen befassen. Wir gehen davon aus, dass gute Ideen der Bürgerinnen und Bürger dann auch umgesetzt werden“, sagt Mehr Demokratie-Bundesvorstandssprecherin Claudine Nierth.
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