Gemeinsam aus der Energiekrise

05. Dezember 2022
Stadt Arnsberg

Energie sparen und alternative Energien ausbauen, alternative Versorgungswege für Lebensmittel, psychische Gesundheit der Bürger schützen, Krisen-Gewinner in die Verantwortung nehmen und mehr Nachhaltigkeit - das sind Empfehlungen des Arnsberger Bürgerrates „Energiekrise gemeinsam bewältigen“. Dessen Ergebnisse wurden am 3. Dezember 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Vor dem Hintergrund von Corona-Krise, Umwelt-Krise, Ukraine-Krise und der daraus folgenden Energiekrise hatte sich die Stadt Arnsberg dazu entschieden, den ersten Bürgerrat der Stadt über das Thema „Energiekrise“ beraten zu lassen. „Die Auswirkungen zur Energiekrise betreffen uns alle und stellen uns vor sehr viele Fragen und Herausforderungen. Deshalb möchten wir heute darüber sprechen, was wir ganz konkret tun können, um die Situation für die Menschen in Arnsberg zu verbessern“, hatte Bürgermeister Ralf-Paul Bittner bei der Sitzung des Bürgerrates am 12. November 2022 erklärt.

27 Bürgerrat-Teilnehmer

Am Bürgerrat zur Energiekrise hatten 27 zufällig geloste Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Arnsberg teilgenommen. In Rahmen der Zufallsauswahl war der Bürgerrat nach den Kriterien Geschlecht, Alter, Haushaltsnettoeinkommen, Haushaltsgröße und Ortsteile so zusammengesetzt worden, dass er ein gutes Abbild der Stadtbevölkerung dargestellt hat.

Nach Meinung der Bürgerrat-Teilnehmer stellt die Energiekrise die Gesellschaft und damit auch die Stadt Arnsberg vor zentrale Herausforderungen. Die Energiekrise sei insgesamt eine Existenzkrise. Vielen Menschen nehme sie die finanzielle Sicherheit, ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, da das allgemeine Preisniveau steige. Darüber hinaus sei die sichere Versorgung mit Energie und Lebensmitteln gefährdet.

Psychische Gesundheit und Zusammenhalt gefährdet

Die Unsicherheiten beeinträchtigten auch die psychische Gesundheit der Bevölkerung. Unterschiedliche Betroffenheiten könnten die Spaltung der Gesellschaft begünstigen. Die Energiekrise mache zudem die Notwendigkeit zum Energiesparen deutlich. Damit die Gesellschaft weniger Energie verbraucht, müsse das Bewusstsein und die Akzeptanz für Energiesparmaßnahmen steigen.

Um die Existenzsicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, empfiehlt der Bürgerrat u.a., den öffentliche Raum und öffentliche Gebäude verstärkt für den Ausbau erneuerbarer Energien zu nutzen. Im Hinblick auf die gestiegenen Lebensmittelpreise sollen alternative Versorgungswege gestärkt werden, zum Beispiel durch die Bepflanzung öffentlicher Grünflächen mit Gemüse und Obst. Darüber hinaus könnten Höfe gefördert werden, die das Konzept der „Solidarischen Landwirtschaften“ aufbauen wollen. Außerdem sollten mehr Gemeinschaftsgärten im Stadtgebiet entstehen, damit die Menschen sich teilweise selbst und kostengünstig versorgen können.

Mieten bremsen, Gebühren senken

Um die Zahlungsfähigkeit der Bürger zu gewährleisten, sollen Mieterhöhungen gebremst und Gebühren, z.B. für die Kita oder das Schulessen, gesenkt werden. Zum Schutz der psychischen Gesundheit der Bürger schlägt der Bürgerrat vor, verstärkt Streetworker einzusetzen, die aktiv hilfsbedürftige Menschen unterstützen und Informationen z.B. zum Energiesparen verteilen. Die Streetworker*innen sollten systematisch Arme, Alte und andere besonders betroffene Gruppen ansprechen und dabei auch Hausbesuche anbieten. Die Arbeit auf der Straße soll durch eine dauerhafte Einrichtung wie etwa ein Bürgerbüro ergänzt werden, das Hilfestellungen anbieten soll.

Um das Vertrauen der Gesellschaft in die Politik zu erhalten oder zurückzugewinnen, sollte diese die Gewinner der Krise stärker in die Verantwortung nehmen, z.B. Energiefirmen oder andere Unternehmen, die eher profitieren. Darüber hinaus soll die Wirtschaft dazu verpflichtet werden, Ressourcen zu sparen, z.B. bei Verpackungen und Energie. Gleichzeitig können auch in Not geratene Start-Ups und Unternehmen gefördert werden und alternative Wirtschaftsformen, wie z.B. Unverpacktläden, unterstützt werden.

Energiekrise ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Insgesamt ist die Energiekrise nach Meinung der Bürgerrat-Mitglieder eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, weshalb neben einer adäquaten Politik auch das Engagement der Bürger gefragt ist. Die Politik soll dieses Engagement z.B. dadurch fördern, dass ein Bürgerfonds eingerichtet wird, der in Not geratene Arnsberger unterstützt. Durch Spendenaktionen könne Geld für den Fonds gesammelt werden.

Um Energie zu sparen schlägt der Bürgerrat vor, die Beleuchtung von Straßen und Gebäuden zu reduzieren. Dort wo Licht nachts notwendig ist, könnten Bewegungsmelder Licht dimmen oder abschalten, wenn niemand anwesend ist. Der öffentliche Nahverkehr soll nutzerfreundlicher gestaltet werden, z.B. durch einen Bürgerbus, On Demand Bürgertaxi oder den Ausbau von Mitfahrangeboten. Nahverkehrsangebote sollen auch mit den großen Wirtschaftsunternehmen abgestimmt und auf deren Bedürfnisse abgestimmt werden.

App anbieten, Bewusstsein erhöhen

Um den Pendlerverkehr zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zu reduzieren, könne es sinnvoll sein, verstärkt Co-Workingplätze in der Stadt auszubauen. Damit die Menschen die Angebote nutzen, sollten sie per App leichter buchbar sein und durch Werbung bekannt gemacht werden.

Damit die Bürger die Maßnahmen zum Umgang mit der Energiekrise akzeptieren und mittragen, hält der Bürgerrat es für notwendig, das allgemeine Bewusstsein für Sparmaßnahmen zu erhöhen. Dazu könnten Kampagnen und ein besserer Zugang zu Informationen ebenso beitragen wie kostenlose Energiesparkurse. Es müssten neue Gewohnheiten und Verhaltensweisen erlernt werden, z.B. das Reparieren von Produkten. Dies könne etwa durch Repair-Cafés oder Nähtreffpunkte gefördert werden. Gemeinschaftliche Unternehmungen wie Bürger-Energiegenossenschaften können die Akzeptanz für erneuerbare Energien steigern.

"Engagement der Teilnehmer sehr beeindruckend"

Kirsten Heckmann, Amtsleiterin im Bürgermeisteramt der Stadt Arnsberg, zeigte sich von der Arbeit des Bürgerrates angetan: „Das persönliche Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war sehr beeindruckend, die Stimmung durchweg richtig gut. Wir bedanken uns von Herzen bei jeder und jedem Einzelnen für ihr und sein Einbringen an diesem Tag und auch darüber hinaus! Dabei freuen uns wir uns schon sehr auf alle weiteren Entwicklungen."

Die im Rahmen des Bürgerrates entstandenen Ideen, Empfehlungen und Ergebnisse wurden dem Rat der Stadt Arnsberg in seiner Sitzung am 8. Dezember 2022 vorgelegt. Dieser entscheidet später über die Umsetzung der Bürger-Vorschläge.

Teilnehmer bewerten Bürgerrat positiv

Der Bürgerrat zur Energiekrise wurde in einer Befragung von allen Teilnehmern sehr positiv bewertet. Vor allem hat den Bürgern gefallen, dass sie die Möglichkeit hatten, mit „wildfremden“ Menschen über ein Thema sehr konstruktiv diskutieren und Lösungen erarbeiten zu können. Alle Teilnehmenden würden anderen Bürgern empfehlen, an einem Bürgerrat teilzunehmen.

Der Arnsberger Bürgerrat soll zukünftig regelmäßig stattfinden und relevante Themen für die Arnsberger Stadtgesellschaft in den Fokus nehmen. „Einmal im Jahr wäre schön“, sagte Bürgermeister Ralf-Paul Bittner bei der Vorstellung der Ergebnisse der Losversammlung.

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