„Die anderen mit an den Tisch holen“

Katharina Liesenberg und Linus Strothmann haben zusammen das Buch „Wir holen euch ab! Wie wir durch Bürgerräte und Zufallsauswahl echte Vielfalt in die Demokratie bringen“ geschrieben. Wir haben den beiden einige Fragen dazu gestellt.

Frage: Katharina und Linus, ihr habt zusammen ein Buch über Bürgerräte geschrieben. Worum geht es darin?

Katharina Liesenberg: Es geht darum, Zufallsauswahl besser zu machen und zwar durch aufsuchende Losverfahren. Wir haben vor zwei Jahren, als wir uns kennengelernt haben, gemerkt dass wir eines gemeinsam haben: Wir geben uns nicht damit zufrieden, wie die Auswahl in “normalen” Losverfahren funktioniert und haben unabhängig voneinander das Losen mit aufsuchenden Elementen verbunden.

Linus Strothmann: Aufsuchen heißt eben, dass wir wirklich zu den Menschen hingegangen sind, sie an der Haustür gefragt haben, was sie brauchen um mitzumachen und so auch mit Menschen in Kontakt gekommen sind, die sich das zunächst nicht vorstellen konnten.

Liesenberg: Im Buch geht es um genau diese Erfahrungen und Methoden. Es ist jetzt an der Zeit bei Losverfahren den nächsten Qualitätssprung zu machen.

Frage: Warum habt ihr das Buch geschrieben?

Strothmann: Bürgerräte gelten oft als Heilmittel für die Probleme der repräsentativen Demokratie und sollen helfen, vor allem politikaverse Menschen für demokratische Verfahren zu begeistern. Was wir aber nie vergessen sollten: Derzeit ist die Zusammensetzung der meisten Bürgerräte stark verzerrt, weil eben nur 5 - 10 Prozent der Angeschriebenen antworten. Das muss sich ändern. Wir zeigen Methoden, auch die anderen mit an den Tisch zu holen. Unsere Erfahrung zeigt, dass eben in der Gruppe der 95 Prozent, die nicht auf einen Einladungsbrief antworten, sehr spannende Menschen sind.

Liesenberg: Wir wollen eine Debatte darüber anregen, wer sich eigentlich beteiligt und warum oder warum nicht. Und das nicht nur in Bürgerräten, sondern ganz allgemein bei allen politischen Verfahren. Wirklich erfahren tut man das nur, wenn man mit genau denjenigen spricht, die sich nicht beteiligen, statt nur über sie.

Frage: Ihr habt selber bereits Bürgerräte organisiert. Worum ging es dabei und was habt ihr daraus gelernt?

Liesenberg: Wir waren an vielen verschiedenen Formaten beteiligt, egal ob kommunal oder im Wahlkreis oder beratend bei bundesweiten Formaten. Daher kennen wir auch eine Bandbreite an Themen: von Deutschlands Rolle in der Welt zu Klimapolitik in Frankfurt am Main, einem neuen Hallenbad in Falkensee oder der Neuausrichtung eines riesigen Volksfestes. Wichtig ist vor allem die Haltung - wie ernst ist es den Organisatoren mit der Beteiligung? Was passiert mit den Ergebnissen? Verschwinden sie in der Schublade oder können daraus neue politische Forderungen entstehen?

Strothmann: Hinzu kommen viele Erfahrungen zu praktische Methoden, wie in Bürgerräten gut zusammengearbeitet werden kann. Auch darum geht es im Buch.

Frage: Kurz zusammengefasst: Warum sollte man euer Buch lesen?

Liesenberg: Jeder, der wirklich durch Bürgerräte die Demokratie verändern will, sollte das aufsuchende Verfahren kennenlernen. Wir geben im Buch dabei nicht nur viele praktische Tipps und Beispiele, sondern auch ein paar theoretische Einblicke, warum das sinnvoll ist.

Strothmann: Und wir haben versucht, viele Praxisbeispielen darzustellen und kleinen Geschichten von Menschen, die eben zunächst nicht auf einen Einladungsbrief reagiert haben und dann doch dabei waren und einen Unterschied gemacht haben. Genau solche Geschichten braucht es, um Menschen von Losverfahren zu überzeugen, die an die Kraft des Zufalls noch nicht so sehr glauben.

Liesenberg: Und wenn das noch nicht Grund genug ist, dann gibt es ja noch ein spannendes Vorwort von Peter Fox!

Das Buch Wir holen Euch ab! Wie wir durch Bürgerräte und Zufallsauswahl echte Vielfalt in die Demokratie bringen kann online beim Verlag bestellt oder heruntergeladen werden.