Ein Bürgerplan für den Naturschutz

24. März 2023
Involve / Jemima Stubbs

81 Prozent der Briten glauben, dass die Natur bedroht ist und Maßnahmen zu ihrem Schutz dringend erforderlich sind. Deshalb fand von November 2022 bis Februar 2023 in Großbritannien ein Bürgerrat für den Naturschutz statt. Die Idee: Zufällig geloste Bürgerinnen und Bürger entwickeln gemeinsam einen Plan zum Schutz der biologischen Vielfalt. Am 23. März 2023 wurden die Ergebnisse veröffentlicht.

Die wichtigsten Empfehlungen

Zu den wichtigsten Empfehlungen der Bürgerrat-Teilnehmer gehören die Schaffung eines Menschenrechts auf Zugang zur Natur, die Renaturierung von Flüssen, Transparenz in Supermärkten und ein parteiübergreifendes Engagement für eine naturnahe Landwirtschaft.

Weitere Empfehlungen:

  • Bei allen wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen müssen die potenziellen Auswirkungen auf die Natur berücksichtigt werden.
  • Überarbeitung der derzeitigen Subventionssysteme für die Landwirtschaft, um einer nachhaltigen und naturfreundlichen Landwirtschaft Vorrang zu geben
  • Stärkere Rechenschaftspflicht der Regierung durch eine ständige Versammlung für die Natur, die sich aus Nichtregierungsorganisationen, Industrie und Wissenschaftlern zusammensetzt

"Was ich gelernt habe war phänomenal. Meine Generation hat den Schaden angerichtet. Deshalb dachte ich, dass sich nur jüngere Leute dafür interessieren würden", erklärte die Bürgerrat-Teilnehmerin Pauline aus Queensferry. "Was ich daraus mitgenommen habe, ist, dass auch ich etwas ändern kann. Das können wir alle.  Wir sind eine sehr heterogene Gruppe, aber das ist unsere gemeinsame Sichtweise, unsere Stimme und unsere Meinung. Und ich hoffe, dass die Vielfalt der Ansichten genutzt werden kann, um die Aufmerksamkeit der Mächtigen auf das Thema zu lenken, egal wer sie sind und auf welcher Ebene sie sich befinden."

Online-Diskussion

Weil das Artensterben alle Menschen betrifft, konnten alle Interessierten sich von September bis November 2022 an einer Online-Diskussion zum Naturschutz beteiligen. Diese wurden auch dazu ermutigt, ihre eigenen Bürgergespräche und Bürgerversammlungen zu organisieren, um darüber zu diskutieren, wie ihrer Meinung nach der Bürgerplan für die Natur aussehen sollte. Es gab Plakate und Leitfäden in englischer und walisischer Sprache.

Die Fragen dazu lauteten

  • Was lieben Sie an der Natur in Großbritannien? Was würden Sie vermissen, wenn sie verschwinden würde?
  • Stellen Sie sich vor, wir schreiben das Jahr 2050 und die Natur in Großbritannien blüht. Was ist anders als heute?
  • Welche spannenden Beispiele haben Sie dafür beobachtet, dass Menschen zusammenarbeiten, um die Natur in Großbritannien zurückzubringen und zu schützen?

Die fast 30.000 Online-Kommentare zu diesen Fragen haben dazu beigetragen, den Naturschutz-Bürgerrat zu gestalten. In diesem Bürgerrat war zwischen November 2022 und Februar 2023 eine per Zufallsauswahl bestimmte Gruppe von 100 Menschen aus ganz Großbritannien zusammengekommen. Der Bürgerrat war nach den Kriterien Alter, Geschlecht, Ethnie, Herkunft und ländlicher bzw. städtischer Wohnort so zusammengestellt worden, dass er ein Abbild der Bevölkerung darstellte. Unter den Teilnehmern waren Studenten, ein Landwirt im Ruhestand, eine Kneipenwirtin, junge Einwanderer, ein Biochemiker, ein Gärtner, ein Investmentfondsmanager, ein Lagerhauschef und viele mehr.

Plan mit verschiedenen Empfängern

Die Ausgelosten haben sich mit den Beiträgen aus der Online-Debatte befasst und Naturschutzexperten angehört. Gemeinsam haben sie eine Reihe von Empfehlungen und einen Plan zum Naturschutz auf der britischen Insel entwickelt. Der Bürgerplan für die Natur soll aufzeigen, wie Regierung, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Gemeinden die Natur schützen können.

Durchgeführt wurde der Bürgerrat von den Beteiligungsexperten von Involve und der Sortition Foundation. Weitere Partner waren 89Up und das New Citizens Project.

Sitzungen an vier Wochenenden

Mit der Online-Beteiligung und dem Bürgerrat sollte dafür gesorgt werden, dass der Bürgerplan für die Natur in den Werten, Ideen und Erfahrungen der Menschen aus allen Teilen des Landes verwurzelt ist. Die Teilnehmer hatten sich zwischen November 2022 und Februar 2023 an vier Wochenenden getroffen. Zwei davon fanden in Birmingham statt, die anderen beiden online.

"Großbritanniens bisher größte Debatte über die Zukunft der Natur" wurde von den Naturschutzorganisationen National Trust und WWF sowie der Vogelschutz-Organisation RSPB unterstützt. Die Initiatoren des Bürgerrates wollen nach Abschluss der Losversammlung mit Regierung, Unternehmen, Organisationen und Gemeinden an der Umsetzung der Empfehlungen des Bürgerrates arbeiten.

Mehr Informationen: People's Plan for Nature