Bürgerforum will Landwirtschaft stärken
In Baden-Württemberg hat ein zufällig gelostes Bürgerforum zur Zukunft der Landwirtschaft am 16. Januar 2023 seinen Abschlussbericht mit konkreten Empfehlungen an die Landesregierung überreicht. Das Bürgerforum ist Teil des Strategiedialogs Landwirtschaft der Landesregierung.
Zu den wesentlichen Ergebnissen gehören folgende Punkte:
- Den Bürgerinnen und Bürgern ist wichtig, dass der Erhalt der regionalen Landwirtschaft mit der Entwicklung einer nachhaltigeren und biodiversitätsfördernden Landwirtschaft einhergeht. Die gesamte Wertschöpfungskette soll dazu klima-, umwelt- und tierfreundlicher, gesundheitsfördernder, ressourceneffizienter und transparenter werden.
- Um die Ziele zu erreichen, sollen die Umweltkosten der industriellen Landwirtschaft auf den Produktpreis umgelegt werden, die Erlöse sollen tatsächlich bei Landwirtinnen und Landwirten ankommen. Die Nachhaltigkeit des regionalen Angebots an Lebensmitteln soll gestärkt werden und nicht unter erhöhten Importen aus Ländern mit niedrigeren Standards und langen Transportwegen leiden.
- In Richtung der Verbraucherinnen und Verbraucher wünscht sich das Bürgerforum eine höhere Zahlungsbereitschaft und Abnahmesicherheit, beispielsweise über Hofläden oder Wochenmärkte. Über das Einkaufsverhalten, das direkten Einfluss auf die Produktions- und Angebotsstruktur hat, könne jeder selber Verantwortung übernehmen.
- In Richtung der Landwirtschaft fordern die Bürgerinnen und Bürger eine bessere Vernetzung und einen intensiveren Dialog mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Sie empfehlen, sich in Vermarktungsgemeinschaften zusammenschließen und innovative Vermarktungsmöglichkeiten zu nutzen.
- Vom Lebensmitteleinzelhandel werden erweiterte Informationsangebote zu regionalen und nachhaltigen Produkten auf der Verpackung und am Point-of-Sale gefordert. Außerdem soll der Handel die Lebensmittelverschwendung reduzieren und mehr Nutzungsmöglichkeiten für nicht verkaufte Lebensmittel schaffen.
- Die Politik selbst wird vom Bürgerforum auch in der Pflicht gesehen: Sie soll die Aufnahme von regionalen Produkten im Außer-Haus-Essen und die Bekanntheit regionaler Siegel stärken und für eine klare Definition der Nachhaltigkeit und Aufnahme in die Kennzeichnung sowie eine Stärkung der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für regionale Erzeugnisse sorgen. Zudem soll das Themenfeld nachhaltige Landwirtschaft stärker in die schulische Bildung eingebunden werden.
18 konkrete Handlungsempfehlungen
Insgesamt haben die rund 45 Zufallsbürgerinnen und -bürger in ihrem Abschlussbericht gemeinsam 18 konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet und festgeschrieben.
Es sei wirklich beachtlich, so Staatssekretär Florian Hassler, wie alle in dieser kurzen Zeit ein so komplexes Themenfeld bearbeitet und auch schon sehr konkrete Vorschläge erarbeitet haben. „Ich bin mir sicher, dass die Ergebnisse wertvolle Impulse für die einzelnen Arbeitsgruppen des Strategiedialogs darstellen werden“, betonte der Staatssekretär.
„Ein differenziertes Meinungsbild“
Barbara Bosch dankte den zufällig ausgewählten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Bürgerforums für ihr Engagement. „Der Abschlussbericht liefert mit seinen Handlungsempfehlungen ein differenziertes Meinungsbild, das nun in den weiteren politischen Prozess einfließen wird“, so die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung: „Es ist sehr erfreulich, dass Bürgerbeteiligung ein selbstverständlicher Teil wichtiger politischer Vorhaben ist.
Um möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher in den Prozess einzubeziehen, war im Vorfeld des Bürgerforums über das Beteiligungsportal des Landes eine Online-Umfrage gestartet worden. Dabei wurden rund 900 Bewertungen und Kommentare in einer Themenlandkarte zusammengeführt, die als Arbeitsgrundlage für das Bürgerforum diente.