Globaler Bürgerrat für Meeresschutz
Am ersten April-Wochenende 2024 hat in Barcelona die Eröffnungssitzung des Welt-Bürgerrates zum Thema Meeresschutz stattgefunden. Diese Losversammlung ist Teil der UN-Dekade "Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung".
Das Bürgerrat-Verfahren soll in weltweit mehr als 100 Staaten angewendet werden soll. Ziel des globalen Bürgerrates ist es, die Bürgerinnen und Bürger in die Diskussionen über die für 2025 geplante Meereskonferenz der Vereinten Nationen einzubeziehen.
Befassung mit globalen Herausforderungen
Der globale Bürgerrat befasst sich mit Herausforderungen wie dem Klimawandel, der nachhaltigen Bewirtschaftung der Ressourcen und der sozialen Gerechtigkeit. Er stellt nach Meinung der durchführenden Organisation Missions Publiques einen bedeutenden Schritt in Richtung einer erneuerten Meerespolitik dar, die mit den Zielen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung im Einklang stehe.
„Im Laufe der Geschichte waren die Meere immer ein Brennpunkt von Machtkämpfen, von der Vorherrschaft der Reeder in der Römerzeit und der Kontrolle durch die Seeherren im Mittelalter bis hin zur heutigen Rechtslücke in internationalen Gewässern. Jetzt, inmitten einer dringenden Umweltkrise, ist es von entscheidender Bedeutung, die Wirksamkeit unserer Regierungsmodelle für die gemeinsamen Güter der Menschheit, insbesondere die Meere, neu zu bewerten“ heißt es in einem Artikel von Missions Publiques zum Bürgerrat.
Breites Spektrum an Stimmen einbezogen
Die Unterzeichnung des UN-Vertrags über die Hohe See im Jahr 2023 sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung, denn sie begründe das Recht (und die Pflicht) jedes Einzelnen, sich an Entscheidungen zu beteiligen, die die Zukunft der Meere und damit unseres Planeten bestimmten. Die Eröffnung der Welt-Bürgerrates zu den Meeren im Rahmen der UNO-Meeresdekade markiere den Beginn einer praktischen Erkundung dieser demokratischen Wiederbelebung der Meerespolitik.
Die Bürgerrat-Teilnehmer waren am 8. April 2024 im Centre de la Platja in Barcelona zusammenkommen, um über meeresbezogene Themen zu beraten. Der Bürgerrat bezieht die Stimmen des lebenden Systems, der heutigen und der noch nicht geborenen Generationen ein. Diese auch als "Drei-Drittel-Methode" bezeichnete Methode zielt darauf ab, ein breiteres Spektrum von Stimmen einzubeziehen und globale Herausforderungen und Gerechtigkeitskriterien ganzheitlicher anzugehen.
Teilnehmer aus 30 Ländern
Das am Meer gelegene Centre de la Platja in Barcelona bot den Teilnehmern ein ideales Umfeld, um eine physische und emotionale Verbindung mit dem Meer herzustellen und so ihr Verständnis für die diskutierten Themen zu vertiefen. Das Meinungsforschungsinstitut fieldwork.Quality hatte dort 43 Bürgerinnen und Bürger aus 30 verschiedenen Ländern zusammengebracht, darunter 22 aus dem globalen Süden.
Künftige Generationen sind ein Grundpfeiler der Drei-Drittel-Methode erklärt Missions Publiques. „Die heute getroffenen Entscheidungen werden weitreichende Auswirkungen haben, die sich nicht nur auf die nächsten Jahrzehnte, sondern auch auf die kommenden Jahrhunderte auswirken. Diese Tatsache wirft die grundlegende Frage auf, wie wir sicherstellen können, dass unsere heutigen Entscheidungen langfristig von Nutzen sind, auch für die Interessen künftiger Generationen.“
„Künftige Generationen unzureichend vertreten“
In der politischen Rhetorik seien künftige Generationen oft nur symbolisch durch Jugendräte vertreten, ein Schritt, der unzureichend sei. Mit der Drei-Drittel-Methode werde versucht, diese Beschränkungen zu überwinden, indem sie einen umfassenderen, zukunftsorientierten Ansatz verfolgt, der künftigen Generationen eine echte Stimme in den aktuellen Beratungen gebe.
Die Eröffnungssitzung des Globalen Meeres-Bürgerrates ist Vorläufer für ein größeres Projekt: die Einbeziehung von mehr als 10.000 Bürgerinnen und Bürgern aus 100 verschiedenen Staaten auf allen Kontinenten.
Online-Diskussion geplant
Die erste Sitzung hat den Grundstein für einen globale Bürgerrat gelegt. In jedem der 100 Partnerländer werden dezentrale Bürgerräte mit 50 bis 100 Personen durchgeführt. Diese lokalen Bürgerräte werden mindestens einen Tag lang an den unterschiedlichsten Orten stattfinden, von ländlichen Gebieten bis hin zu Küstenstädten, Inselstaaten und Binnenländern. Alle Teilnehmer, einschließlich derjenigen aus indigenen Gemeinschaften, sind eingeladen, ihre Sichtweisen, Erfahrungen und Lebensgeschichten zu teilen.
Die Beratungen werden über die lokalen Bürgerräte hinausgehen; es ist auch eine umfangreiche, mehrsprachige Online-Diskussion geplant, um Millionen von Bürgern weltweit einzubeziehen. Durch diesen kombinierten Ansatz wird sichergestellt, dass unterschiedliche Perspektiven einbezogen werden, insbesondere von Personen, die mit Fragen der Meerespolitik bisher nicht vertraut waren.
UN-Meereskonferenz 2025
Die Ergebnisse der Diskussionen werden in einem Abschlussbericht zusammengefasst, der auf der Meereskonferenz der Vereinten Nationen im Mai 2025 vorgestellt werden soll. Im Bericht werden klare Prioritäten festgelegt und konkrete Empfehlungen für den Schutz der Meere formuliert. Der von Bürgern formulierte Bericht soll politischen Entscheidungsträger dazu bringen, einen konstruktiven Dialog auf der Grundlage der Vorschläge der Bürger einzuleiten.
Am 4. Juni 2024 wird in Paris im Rahmen der Université populaire de prospective ein weiterer Bürgerrat zur Erprobung der Drei-Drittel-Methode durchgeführt.
Die erste Sitzung des globalen Bürgerrates zum Meeresschutz ist eine Initiative von Missions Publiques in Zusammenarbeit mit dem Consortium of Science and Policy Outcomes (CSPO), Participaction, Raons Publiques und Platoniq.
Mehr Informationen:
Dieser Artikel ist im Original auf der Internetseite von Missions Publiques erschienen.
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