Los trifft Kopenhagener Jugend

06. August 2021
UK Parliament (CC BY-NC 2.0)

Um mehr junge Menschen für die lokale Politik zu interessieren, hatte die dänische Hauptstadt Kopenhagen Jugendliche zwischen 16 und 24 zu einem Bürgerrat für diese Bevölkerungsgruppe eingeladen. Aus allen Interessierten wurden 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zufällig ausgelost.

Kommunalpolitik ist für junge Menschen wahrscheinlich nicht das aufregendste Gesprächsthema. Mülltrennung, mehr Parkplätze oder bessere Standards in Kindertagesstätten gehören nicht unbedingt zu ihrem Alltag. Wie können Kommunalpolitiker also Entscheidungen treffen, die sich positiv auf das tägliche Leben junger Menschen auswirken? Die Stadt Kopenhagen wollte dies herausfinden.

Empfehlungen für Oberbürgermeister und Stadtrat

In Zusammenarbeit mit der Organisation Demokrati Garage hatte die Kommune alle jungen Kopenhagener zwischen 16 und 24 Jahren zu einem Bürgerrat über das junge Kopenhagen eingeladen. Die Losversammlung hat im Dezember 2021 Empfehlungen für ein gutes Leben für Jugendliche an Oberbürgermeister und Stadtrat übergeben.

„Im Grunde geht es darum, das demokratische Gespräch zu öffnen. Besonders für junge Menschen. Ich halte es für sehr wichtig, dass Politik für junge Menschen relevant wird, und das ist da der Fall, wo sie über ihren Alltag und ihre Interessen sprechen können", sagt Franciska Rosenkilde, Bürgermeisterin für Kultur und Freizeit über das Projekt.

Besserer Einblick für Politiker

„Ich hoffe, dass die jungen Menschen, die daran teilnehmen, ein wenig das Gefühl bekommen, dass sie selbst klüger geworden sind und die Möglichkeit hatten, zu sagen, was ihnen am Herzen liegt. Ich hoffe auch, dass wir Politiker dadurch einen besseren Einblick in das bekommen, was sie beschäftigt", so Rosenkilde.

Die Einladung zum Bürgerrat hatten alle Einwohnerinnen und Einwohner zwischen 16 und 24 Jahren per E-Mail erhalten. Die endgültige Versammlung bestand aus 24 jungen Menschen, die per Losverfahren aus all denen ausgewählt wurden, die sich bis zum 22. August 2021 beworben hatten. Um die Vielfalt der jungen Menschen in Kopenhagen widerzuspiegeln, wurden bei der Auslosung Alter, Geschlecht, Herkunft und Bildung der Bewerberinnen und Bewerber berücksichtigt. Die Auftaktveranstaltung fand am 14. September 2021 statt. Der Bürgerrat endete am 27. November 2021.

Empfehlungen vorgestellt

Am 9. Dezember 2021 hatten Mitglieder des Jugend-Bürgerrates ihre Empfehlungen im Kopenhagener Rathaus vorgestellt. Die 14 Empfehlungen befassen sich insbesondere mit den Themen psychische Gesundheit, Wohnen, Klima und Bürgerbeteiligung. So wünschen sich die Jugendlichen u.a. ein besseres Wohnungsangebot für junge Menschen. Die verschiedenen Wartelisten für Sozialwohnungen sollen zusammengeführt und Menschen mit niedrigem Einkommen mit mehr Wohngeld unterstützt werden. Bis 2029 soll die Stadt Kopenhagen ihre CO2-Emissionen im Wohnungssektor um 40 Prozent senken.

Zu den Empfehlungen gehören auch die Forderungen nach mehr Mittel für die psychische Gesundheit Jugendlicher und weniger Druck im Bildungssystem. Lehrer sollen seelisch kranken Schülern Hilfestellung leisten können. Das Notensystem soll reformiert werden. Psychisch kranke junge Menschen sollen das Recht bekommen, innerhalb einer angemessenen Zeitraums behandelt zu werden.

Klimaschutz und Demokratie

Beim Thema Klimaschutz wollen die Jugendlichen den Schutz von Grünflächen vor Bebauung. In der Stadt sollen die Alternativen zum Autoverkehr gestärkt und die Preise für öffentliche Verkehrsmittel gesenkt werden. Ab 2025 soll es wöchentlich autofreie Tage geben. Weitere Vorschläge beziehen sich auf Müllvermeidung, Recycling und nachhaltige Ernährung. So soll der CO2-Verbrauch durch Lebensmittel bis 2030 um 75 Prozent reduziert werden.

Zur Stärkung der Demokratie soll diese verstärkt Thema in den Schulen sein. Vorgeschlagen wird, Jugendliche mehr in Kontakt mit Politikern und Vertretern von Verbänden zu bringen. Für junge Menschen sollen eigene Gremien eingerichtet werden. Außerdem sollen sie das Recht bekommen, Petitionen an den Stadtrat zu unterstützen. Empfohlen wird auch die Einrichtung eines Jugend-Bürgerrates oder eines ständigen Jugend-Stadtrates. Langfristig soll ein Bürgerrat mit wechselnden Mitgliedern Teil des politischen Entscheidungsprozesses werden.

Junge Menschen in Demokratie einbeziehen

„Ich denke, es ist wichtig, dass die Demokratie so bürgernah wie möglich ist, dass wir junge Menschen in die Demokratie einbeziehen und ihnen das Gefühl geben, dass sie gehört werden. Das bedeutet, dass wir als Politiker - im Auftrag des Volkes - eine bessere Chance haben, Entscheidungen zu treffen, die für junge Menschen von Bedeutung sind", sagte Bürgermeisterin Franciska Rosenkilde zu diesem Bürgerrat.

Mehr Informationen: Borgersamling Unges København

Quelle: Flickr Bildlizenz: CC BY-NC 2.0