104 Ideen für mehr Lebensqualität und Klimaschutz

01. Juli 2021

Mobilität, Grünflächen, Stadtplanung, Klima oder lokale Lebensmittelversorgung: Ein zufällig gelostes Bürgerforum hat in Genf Vorschläge dazu entwickelt, wie die Lebensqualität im schweizerischen Kanton verbessert werden kann.

"Wie wollen wir das Gebiet von Genf bewohnen, um besser zusammenzuleben und gleichzeitig die Natur zu respektieren und dem Klimawandel zu begegnen?" So lautete die Frage, die 30 Menschen, die die Genfer Bevölkerung in ihrer ganzen Vielfalt repräsentieren, beantworten sollten. Dieses in Genf noch nie dagewesene Bürgerforum wurde auf Initiative des für Planung und Umwelt zuständigen Staatsrats Antonio Hodgers ins Leben gerufen, nachdem es zu einer Kontroverse um Stadtentwicklungsprojekte und Baumfällungen gekommen war.

Vorschläge zu zahlreichen Themen

Nach vier Wochenenden Brainstorming in diesem Frühjahr haben die Mitglieder des Forums dem Magistrat am 29. Juni 2021 eine Liste mit 104 Vorschlägen vorgelegt. Von der Mobilität bis zur Biodiversität, über lokalen Konsum, Abfall, Stadtplanung, Grünflächen oder den Klimanotstand wurden zu vielen Themen Vorschläge vorgelegt.

Einige der vorgeschlagenen Maßnahmen - wie z. B. die Bewaldung von 30 Prozent des Kantons (heute 21 Prozent), die Förderung lokaler Produktion, erneuerbarer Energien oder sanfter Mobilität - entsprechen der Richtung, die bereits von verschiedenen Politikerinnen und Politikern eingeschlagen wurde. "Gut, dass das so ist, es wird sie nur ermutigen", sagt Eveline, eine 30-Jährige Teilnehmerin des Forums.

Originelle und weitreichende Vorschläge

Andere Vorschläge sind origineller oder radikaler. Zum Beispiel das Verbot umweltverschmutzender Fahrzeuge in der Stadt ab 2030, die Integration von Umwelterziehung in die Lehrpläne der Schulen, ein Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen, das Verhängen eines Moratoriums für das Fällen alter Bäume oder das Verbot nicht recycelbarer Plastikverpackungen innerhalb von fünf Jahren.

Die Mitglieder des Forums finden, dass diese Entscheidungen dringend getroffen werden müssen, um den heutigen Herausforderungen zu begegnen. Sie wollen, dass ihr Bericht in die politische Agenda und den Klimaplan 2030 integriert wird. Wir brauchen wirklich einen Paradigmenwechsel, sonst fahren wir direkt gegen die Wand", sagt die 79-jährige Teilnehmerin Murielle. Aber wir haben uns hauptsächlich für Anreizmaßnahmen entschieden und nicht für autoritäre Maßnahmen."

Behörden befassen sich mit Vorschlägen

Nach Prüfung des Vorschlagskatalogs werden sich die Behörden im Oktober 2021 erneut damit befassen. Das Forum hat eine beeindruckende Arbeit geleistet", sagt Sylvain Ferretti, Direktor des kantonalen Planungsamtes. „Dieser Dialog mit der Bevölkerung ist wichtig. Der Staatsrat und die Verwaltung werden den Bericht aufgreifen und im Herbst darauf reagieren." Die Mission des Bürgerforums ist erfüllt, wenn die Behörden nur 10 bis 15 Prozent der Ideen berücksichtigen, glaubt ein Teilnehmer des Bürgerforums.

Die 30 Teilnehmenden des Bürgerforums wurden nach dem Zufallsprinzip aus einer repräsentativen Personengruppe von Bürgerinnen und Bürgern ausgewählt, das von der Universität Genf zusammengestellt wurde. Die Forumsmitglieder konnten auf die Hilfe von Fachleuten, Beamten und Stadtplanern zurückgreifen und anschließend Experten anhören, um die Umsetzbarkeit der entwickelten Maßnahmen zu beurteilen.

Respektvolle Zusammenarbeit

„Ich hatte Angst, dass wir uns nicht einigen können, weil wir so unterschiedlich sind", verrät Teilnehmerin Eveline. „Aber wir haben in gegenseitigem Respekt zusammengearbeitet.“ Am Ende wurden 97 Prozent der Vorschläge einstimmig oder mit einer Mehrheit von mindestens 65 Prozent angenommen. Die Mitglieder des Forums hoffen, dass ihre Vorschläge in der Mehrheit der Bevölkerung auf ein positives Echo stoßen.

Mehr Informationen: Forum Citoyen