Was tun mit 1,7 Billionen Euro?

Seit dem 14. Januar 2025 diskutieren 60 zufällig ausgewählte Norwegerinnen und Norweger in einem Zukunftsrat darüber, wie Norwegens Reichtum zum Wohle der heutigen und zukünftigen Generationen genutzt werden kann.
Konkret geht es um die Mittel des norwegischen Staatsfonds. Der 1996 gegründete Fonds wird aus den Einnahmen des norwegischen Staates aus der Öl- und Gasproduktion gespeist. Er ist inzwischen umgerechnet 1,8 Billionen Dollar schwer. Der Fonds ist einer der größten globalen Investoren überhaupt und besitzt etwa 1,5 Prozent aller börsennotierten Aktien weltweit. Er investiert aber auch in Anleihen, Immobilien und erneuerbare Energien. 2024 hat der Fonds einen Gewinn von 213 Mrd. Euro gemacht.
Abbild der Bevölkerung
Der Zukunftsrat ist ein Abbild der Bevölkerung Norwegens. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Laufe von vier Monaten sieben Mal zusammen, um sich mit Hilfe von Fachleuten das notwendige Wissen anzueignen, wichtige Themen zu beraten und schließlich Empfehlungen dazu abzugeben, wie Norwegen in Zukunft mit seinem Öl-Reichtum und Investitionen zum Wohle künftiger Generationen umgehen sollte. Die endgültigen Empfehlungen werden den politischen Entscheidungsträgern vorgelegt und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Am 13. November 2024 hatten 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner eine SMS-Einladung zur Teilnahme am Zukunftsrat erhalten. Aus den 3.785 Personen, die Interesse an einer Teilnahme bekundet hatten, wurden 60 Bürgerrat-Mitglieder ausgelost. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden dabei anhand von fünf Kriterien ausgewählt: Alter, Geschlecht, Wohnort, Bildung und politische Zugehörigkeit.
Altersverteilung von 16 bis 83
Die Altersverteilung reicht von 16 bis 83 Jahren. Die Bürgerrat-Mitglieder haben Bildungsabschlüsse von der Volks- bis zur Hochschule. Darüber hinaus spiegelt die Zusammensetzung des Gremiums die Wahlbeteiligung der Norweger bei den Parlamentswahlen 2021 wider und entspricht in etwa der landesweiten Verteilung der Wählerinnen und Wähler.
Über die digitale Plattform Aula können auch Menschen, die nicht ausgelost wurden, den Mitgliedern des Bürgerrats Anregungen geben und auch die Beiträge anderer lesen.
Frage aus der Zivilgesellschaft formuliert
Die Frage, die der Zukunftsrat beantworten soll, wurde von sieben zivilgesellschaftlichen Organisationen gestellt: Save the Children, Norwegian Church Aid, dem Nationalen Rat für norwegische Kinder- und Jugendorganisationen LNU, Caritas, WWF World Wildlife Fund, Langsikt - der Denkfabrik für langfristige Politik - und Future in Our Hands.
Inhaltlich geht es vor allem darum
- von welchen Überlegungen und Werten der Staat sich bei seinen Entscheidungen leiten lassen soll
- für welche Probleme in der Welt Norwegen besonders gute Gründe hat, zur Lösung beizutragen
- wie der Staatsfonds jetzt und in Zukunft genutzt werden soll.
„Mit dem Zukunftsrat wollen wir eine nationale Debatte darüber anstoßen, wie Norwegen angesichts der gemeinsamen Herausforderungen der Welt zu einer besseren Zukunft für die heutige und künftige Generationen beitragen kann. Wir hoffen, dass Politiker über alle Parteigrenzen hinweg den Empfehlungen des Bürgerrates Gehör schenken werden“, sagt Eirik Mofoss, Geschäftsführer von Langsikt.
Finanzierung durch internationale Partner
Das Projekt wird von mehreren nationalen und internationalen Partnern finanziert, darunter die European Climate Foundation, Sunrise Project, Ragnhild und Jens Ulltveit-Moe und Værkraft Fonden. Das Budget für die Planung, Durchführung und Nachbereitung des Bürgerrates beläuft sich auf etwa 3,8 Millionen norwegische Kronen (ca. 324.000 Euro).
Das Zukunftsrat folgt den OECD-Grundsätzen für Bürgerbeteiligung, und das Verfahren ist so angelegt, dass eine breite Legitimation und ein ausgewogener, unabhängiger Dialog gewährleistet sind.
Sekretariat organisiert Verfahren
Ein Sekretariat, das von der gemeinnützigen Organisation SoCentral in Zusammenarbeit mit We Do Democracy geleitet wird, organisiert das gesamten Verfahren von der Gewinnung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis zur Moderation der Sitzungen. Es stellt sicher, dass der Bürgerrat Zugang zu neutralen und wichtigen Informationen hat, damit die Teilnehmer gute und fundierte Entscheidungen treffen können. Das Sekretariat ist auch dafür verantwortlich, dass das Verfahren unabhängig und unparteiisch durchgeführt wird.
Die Bürgerrat-Mitglieder werden am 25. Mai 2025 über ihre Arbeit berichten und ihre Ergebnisse vorstellen. Danach werden die Empfehlungen dem Parlament übergeben.