Kinder-Ideen für Sportplätze

Normalerweise ist die Teilnahme an Bürgerräten Erwachsenen und älteren Jugendlichen vorbehalten. In Moritzburg hat sich jetzt ein zufällig geloster Kinder-Zukunfts-Rat mit der Frage befasst, wie die Sportstätten in der Gemeinde zukunftsfähig und für Kinder attraktiver gestaltet werden können.
Die Losversamlung fand im Rahmen des zweijährigen Modellprojektes „Bürger:innenrat mit Kindern“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) statt. Das Thema Sportstätten hatte die Gemeinde vorgegeben, denn auf Antrag der CDU soll ein Sportstättenkonzept erarbeitet werden. „Wir wollten ein Projekt, über das bisher nur Erwachsene reden, das aber für Kinder besonders relevant ist“, sagt Stefanie Lippitsch, Referentin bei der DKJS: „Sportstätten sind nah an ihrer Lebenswelt durch Schulsport und Vereine.“
Exkursionen und Diskussionen
Am Kinder-Zukunfts-Rat in der sächsischen Kommune hatten Dritt- und Viertklässler teilgenommen. Die Kinder hatten in acht Treffen Ideen zum Sport und den Sportstätten in ihrer Gemeinde entwickelt und dafür ausgewählte Sportstätten besucht. Au0erdem hatten sie sich mit Fachleuten aus Sportvereinen, Kreissportbünden, der Politik und dem Schulwesen ausgetauscht.
Nach gut einem halben Jahr mit Recherche und Diskussion haben die teilnehmenden Kinder ihre zehn Empfehlungen am 16. April 2025 an Bürgermeister Jörg Hänisch (parteilos) übergeben. Damit die Gemeindeverwaltung ihre Vorschläge nicht vergisst, hatten die Kinder für jede Empfehlung ein Modell gebastelt.
Kinder präsentieren Ideen
Die Mitglieder des Zukunfts-Rates wunschen sich, dass Sportplätze gut und sicher sind.. Sie mahnen stabile Tore, besseres Licht, ausreichend Mülleimer, Regenschutz und Bänke zum Ausruhen an. Außerdem sollten die Anlagen regelmäßig gepflegt, gereinigt und defekte Gegenstände repariert werden.
Die Kinder selbst übernahmen die Präsentation und berichteten von ihren Entdeckungstouren auf den Sportplätzen der Gemeinde, Gesprächen mit Expertinnen und Experten aus Sport, Politik und Schulwesen und den Herausforderungen, die sie aufgedeckt hatten.
„Würde gerne weiter mitmachen“
Für den zehnjährigen Augustin ist es vor allem wichtig, dass die Sportstätten jederzeit für jeden zugänglich sind. „Die Eingänge sollten nicht zugeschlossen sein“, zitiert ihn die Sächsische Zeitung. Der ein Jahr jüngere Quentin wünscht sich, dass die Anlagen bei jedem Wetter genutzt werden können. „Wenn es ein Schotterplatz ist, rutscht man bei Regen weg, auf Sand stehen dann Pfützen“, meint er.
Laura (10) springt lieber Seil als Fußball zu spielen, fände gute Bedingungen für Fußballspiele aber trotzdem gut. „Für die Jungs wäre das schön“, sagt sie - und meint: „Wenn es nach mir ginge, würde ich gern weiter im Zukunftsrat mitmachen.“
„Vorschläge sind sehr fundiert“
„Ich hätte erwartet, dass größere Pläne kommen wie eine Schwimmhalle, ein Boulder- oder Skaterpark“, sagte Bürgermeister Hänisch. „Aber ihre Vorschläge sind sehr fundiert. Die Kinder haben sich schon Gedanken gemacht, was geht und was nicht.“ Ihn freue, "dass Kinder sich an einen Tisch setzen und demokratisch über die Zukunft reden. Was ihr zusammengetragen habt, wird die Verwaltung der Gemeinde Moritzburg in die Konzeption der Sportstätten mit aufnehmen und schauen, was umgesetzt werden kann“, kündigte Hänisch an.
Auch der sächsische Landtagsabgeordnete Felix Hitzig (CDU) zeigte sich vom Zukunfts-Rat der Kinder angetan: „Solche Projekte sollten uns wichtig sein. Ich setze mich dafür ein, dass es in Sachsen weiterhin solche Projekte gibt.“
Gespräche über Ideen-Umsetzung
Nach der offiziellen Übergabe der Empfehlungen gab es Raum für Gespräche und Diskussionen zwischen den Kindern, der Verwaltung, der Politik und der Zivilgesellschaft. Ziel war es, einen Dialog auf Augenhöhe zu ermöglichen, in dem Kinder und Erwachsene gemeinsam überlegt haben, wie die Ideen umgesetzt werden können.
Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kinder-Zukunfts-Rates waren aus zwei Horten in Moritzburg ausgelost worden. Dadurch kommt eine Gruppe zusammen, die sich sonst bei solchen Projekten vielleicht nicht gleich meldet“, erklärte DJKS-Referentin Stefanie Lippitsch den Sinn dieses Vorgehens.
Sensibilisierung für Kinderbeteiligung
Der Kinder-Zukunfts-Rat in Moritzburg war ein Pilotprojekt, das zeigt, wie junge Menschen aktiv in kommunale Entscheidungsprozesse eingebunden werden können. Durch das Verfahren sollen die erwachsenen Akteurinnen und Akteure für die Potenziale und Voraussetzungen von Kinderbeteiligung sensibilisiert werden. Die Erfahrungen aus diesem Modellprojekt sollen künftig auf weitere Kommunen übertragen werden.
Basierend auf den Erkenntnissen des Projekts werden bis Ende 2025 praxisnahe Materialien für Kommunen entwickelt. Diese sollen es Städten und Gemeinden erleichtern, eigene Bürgerräte mit Kindern zu initiieren und umzusetzen. Die Materialien dazu werden künftig auf www.starkimland.de veröffentlicht und sollen Kommunen langfristig dabei unterstützen, Kinderbeteiligung als festen Bestandteil in ihre Entscheidungsprozesse zu integrieren.
Unterstützung durch Stiftung und Ministerium
Das Projekt wird im Rahmen der Initiative „Kommune 360°“ durch die Stiftung Auridis gGmbH unterstützt und durch das Sächsische Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert.