Junger Bürgerrat soll Bienen retten

2025 und 2026 werden 100 junge Menschen aus der gesamten EU zusammenkommen, um über den Rückgang wildlebender Bestäuber-Insekten zu beraten und zu diesem Thema Handlungsempfehlungen für die EU-Institutionen zu erarbeiten.
In den letzten Jahren haben sich viele Menschen durch Proteste, Kampagnen und bei Wahlen für die Lösung von Umweltproblemen eingesetzt. Auch in Meinungsumfragen unter Jugendlichen stehen die Themen Klima und Artenvielfalt immer ganz oben auf der Prioritätenliste.
Junge Menschen am stärksten betroffen
Das ist nicht überraschend. Während die dreifache planetarische Krise aus Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Umweltverschmutzung für die gesamte Menschheit von existenzieller Bedeutung ist, werden junge Menschen und zukünftige Generationen am stärksten von den Auswirkungen betroffen sein. Sie müssen mit den Folgen des aktuellen Handelns und Nichthandelns leben müssen. Das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass Umweltfragen (darunter vor allem Klimaschutz) so häufig als Themen in Bürgerräten sind. Immer mehr dieser Verfahren widmen sich speziell der Jugend.
Unter den vielen drängenden Problemen steht der Schwund blütenbestäubender Insekten (neben Honigbienen auch Hummeln, Motten, Schwebfliegen, Schmetterlinge und andere) im Zentrum der Krise. Die Lösung des Problems ist von grundlegender Bedeutung, obwohl immer noch nur sehr wenige Menschen genug darüber wissen.
Gründe für Artenschwund
Der gut dokumentierte Artenschwund in den letzten Jahrzehnten wird unter anderem durch Klimawandel, Umweltverschmutzung, Landwirtschaft, eingewanderte Arten und Krankheiten verursacht. Aufgrund der grundlegenden Rolle von Bestäubern bei der Pflanzenvermehrung wird ihr anhaltender Schwund Auswirkungen auf die gesamte belebte Welt sowie auf die menschliche Gesellschaft haben und das Funktionieren von Ökosystemen und Landwirtschaft beeinträchtigen. Wie soll also mit den komplexen praktischen, politischen und ethischen Fragen im Kern dieser Krise umgegangen werden?
Die EU-Initiative für Bestäuber, die erstmals einen EU-weiten Rahmen zur Bekämpfung des Rückgangs wildlebender bestäubender Insekten schafft, weist den Bürgern eine bedeutende Rolle bei dieser Aufgabe zu. Eine der drei Prioritäten konzentriert sich auf die „Mobilisierung der Gesellschaft“. Dazu gehören Beteiligungsverfahren, um „kontroverse Themen und Maßnahmen“ sowie „Spannungen zwischen verschiedenen Akteuren, einschließlich der Bürger“, anzugehen.
Neue Wege der Bürgerbeteiligung
Die Europäische Kommission will dieses Ziel in die Praxis umzusetzen und gleichzeitig die besondere Energie und die Herausforderungen der Jugend wertschätzen. Deshalb hat sie Anfang 2025 mit der Planung eines jungen Bürgerrates zum Thema Bestäuber begonnen. Diese Losversammlung soll neue Wege aufzeigen, wie Bürgerbeteiligung in die Arbeit der EU-Institutionen integriert werden kann.
Der Bürgerrat wird junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren aus der gesamten EU zusammenbringen. Sie werden sich im September und Dezember 2025 sowie im März 2026 in Brüssel und online treffen. Die geloste Bürgerversammlung wird jungen Menschen Raum und Zeit bieten, gemeinsam zu lernen, Wissen, Visionen und Erfahrungen auszutauschen und über die wichtigsten Probleme im Zusammenhang mit dem Schwund der Bestäuber-Insekten zu beraten.
Handlungsempfehlungen für EU-Institutionen
Während des gesamten Verfahrens werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Themenfindung einbezogen. Sie formulieren die Bedingungen der Debatte über strittige Fragen zur Artenvielfalt und formulieren Handlungsempfehlungen für das Europaparlament, den Europäischen Rat und die EU-Kommission.
Neben dieser thematischen Dimension hat der Bürgerrat aber auch eine methodische Aufgabe, da er ein Pilotprojekt für ein mögliches ständiges Beteiligungsverfahren ist. Die Losversammlung ist Teil des Europaparlament-Pilotprojekts „Jugend für Bestäuber-Insekten - Förderung des Engagements junger Menschen und der partizipativen Regierungsführung beim Schutz von Bestäubern“. Das Projekt zielt darauf ab, die Jugend zu befähigen, sich bei einem der Schlüsselthemen der Biodiversitätskrise zu engagieren.
Dauerhafte Jugendbeteiligung als Ziel
Als Pilotprojekt wird der Bürgerrat die Durchführbarkeit und den Wert eines gelosten Jugend-Bürgerrates als Teil des EU-Regierungshandelns in Sachen Artenvielfalt testen. Ziel ist es, ein dauerhaftes Verfahren zur Jugendbeteiligung zu schaffen. Daher wird der Bürgerrat viele Mitgestaltungelemente beinhalten. In deren Rahmen werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch Empfehlungen dazu erarbeiten, wie eine ständige Bürgerbeteiligung aussehen sollte.
Der junge Bürgerrat baut auf der mehrjährigen Zusammenarbeit zwischen dem EU-Kompetenzzentrum für partizipative und deliberative Demokratie und der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission auf: In deren Rahmen wurde eine Reihe von Beteiligungsverfahren zum Bestäuberschwund durchgeführt. Dabei wurde das Projekt auch mit Expertinnen und Experten in Sachen Jugendbeteiligung diskutiert.
Einbindung von Zivilgesellschaft und Interessengruppen
Im Rahmen seiner Lernarbeit wird der Bürgerrat sich auch mit künstlerischen Methoden und Werkzeugen befassen. Durch die Einrichtung eines beratenden Ausschusses wird eine engere Einbindung der Zivilgesellschaft und von Interessengruppen angestrebt. Außerdem sollen in der Arbeit des Bürgerrates neue Wege zur Integration der Plattform für Bürgerbeteiligung begangen werden. Ziel ist es, allen Einwohnerinnen und Einwohnern der EU die Arbeit der Losversammlung bekannt zu machen.