EU-Bürgerforum zu Bildungsmobilität

Die EU-Kommission will den Bürgerinnen und Bürgern der Europäischen Union mehr Mobilität in Sachen Bildung ermöglichen. Deshalb hat sie ein zufällig gelostes Bürgerforum einberufen, das am 3. März 2023 in Brüssel seine Arbeit aufgenommen hat.
Bildungsmobilität bezeichnet eine länderübergreifende, regionale oder Online-Mobilität. Schüler, Lehrer, Auszubildende oder Ausbilder nutzen einen bestimmten Zeitraum zum Bildungsaustausch online oder an anderen Orten. Bildungsmobilität dient etwa dazu, neues Wissen, neue Fähigkeiten oder neue Einstellungen oder Werte zu erwerben oder zu vermitteln.
Zu wenige Bürger profitieren
Allein im Rahmen von "Erasmus+" haben seit der Einrichtung des Programms 1987 fast 13 Millionen Menschen im Ausland studiert, eine Ausbildung gemacht, gearbeitet oder Freiwilligenarbeit geleistet. 95 Prozent der Teilnehmenden äußerten sich zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer Mobilität; 99 Prozent empfahlen sie weiter. 78 Prozent verbesserten ihre Fremdsprachenkenntnisse, 75 Prozent erhöhten ihre Karrierechancen und 76 Prozent hatten danach eine genauere Vorstellung von ihrer beruflichen Zukunft.
Obwohl sich transnationale Bildung als äußerst wertvolle Erfahrung für die Menschen erwiesen hat, profitieren aufgrund zahlreicher Hindernisse zu wenige Bürger tatsächlich davon, heißt es dazu auf der Internetseite der EU-Kommission.
Europäischer Bildungsraum bis 2025
Die Kommission und die Mitgliedstaaten wollen bis 2025 gemeinsam einen europäischen Bildungsraum auf die Beine stellen, um die Qualität der allgemeinen und beruflichen Bildung zu erhöhen, Inklusion und Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, den grünen und digitalen Wandel voranzutreiben, Lehrkräften unter die Arme zu greifen, den Hochschulsektor zu stärken und die EU als Bildungspartner für Länder und Regionen in der ganzen Welt zu empfehlen.
Die Empfehlungen der Forumsteilnehmer sollen die EU-Kommission dabei unterstützen, Hindernisse zu erkennen und Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen zu entwickeln, um die Hürden zu überwinden.
Umfassendes Anhörungsverfahren
Das Bürgerforum ist Teil eines umfassenderen Anhörungsverfahrens, das darauf abzielt, die Meinungen und Vorschläge aller interessierten Gruppen zu erfassen. Im Bürgerforum wird es vor allem um folgende Fragen gehen.
- Wie können wir die verschiedener Gruppen von Schülern, Lehrern, Auszubildenden und Ausbildern und insbesondere Menschen mit besonderen Bedürfnissen (aufgrund von Behinderungen, Gesundheitsproblemen, wirtschaftlichen, sozialen, geografischen und anderen Hindernissen) und weniger mobile Gruppen (z. B. Schüler und Lehrer, Auszubildende und Praktikanten, erwachsene Lernende und Ausbilder) einbeziehen?
- Wie können wir die Mobilität so umweltfreundlich wie möglich gestalten und nachhaltiges Verhalten fördern, um einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten?
- Wie können wir die Chancen und Herausforderungen die die Digitalisierung bieten könnte (z. B. bessere Nutzung digitaler Lern-Plattformen, Verbindung von Lernen in Präsenz und Online-Lernen) besser nutzen?
- Wie können wir das Potenzial der Bildungsmobilität für den interkulturellen Dialog, Bürgerengagement und die Förderung gemeinsamer Werte nutzen?
Während der drei Sitzungen des Bürgerrforums erhalten die Teilnehmer zu den einzelnen Punkten Informationen, die es ihnen ermöglichen, das Thema zu verstehen, Hindernisse und Kompromisse zu erkennen und Lösungen zu diskutieren und zu bewerten.
Die Teilnehmer des Bürgerforums zum Thema Bildungsmobilität wurden von einem unabhängigen Meinungsforschungsunternehmen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Um die Verschiedenheit der Menschen in der EU widerzuspiegeln, wurden die Mitglieder des Bürgerforums nach den Kriterien geografische Herkunft (Staatsangehörigkeit und Stadt/Land), Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Hintergrund und Bildungsstand so gemischt, dass sie ein Abbild der EU-Bevölkerung darstellen.
Junge Europäer überrepräsentiert
Ergänzt wurden diese Kriterien um eine Frage zur Einstellung der Ausgelosten zur EU, damit EU-Kritiker im Bürgerforum entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil ebenso angemessen vertreten sind wie EU-Befürworter. Junge Leute zwischen 16 und 25 Jahren sind überrepräsentiert. Sie stellen ein Drittel der Teilnehmer. Es wird außerdem ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis gewahrt.
Das Bürgerforum trifft sich zu drei Sitzungen. Diese finden vom 3. - 5. März 2023 in Brüssel, vom 24.- 26. März 2023 online und vom 28. - 30. April 2023 erneut in Brüssel statt. Die hier entstandenen Empfehlungen sollen die Arbeit der Kommission im Bereich der Bildungsmobilität unterstützen.
Organisiert und moderiert wird das Bürgerforum von Experten von The Danish Board of Technology (DBT), deliberativa, ifok und Missions Publiques. Diese vier Beteiligungsunternehmen bringen ihre langjährige Erfahrung in der Organisation von Losversammlungen in das Forum ein.
Bürgerforum folgt Bürgerempfehlungen
Das Bürgerforum ist unmittelbare Folge der Konferenz zur Zukunft Europas. Im Rahmen dieser Konferenz hatten 800 zufällig geloste Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten EU auch über die Weiterentwicklung der Demokratie in der Europäischen Union beraten. Eine dabei enstandene Empfehlung ist der Wunsch, zufällig geloste Bürgerforen regelmäßig in der EU einzusetzen. Die EU-Institutionen sind diesem Wunsch gefolgt.
Vor dem Bürgerforum zur Bildungsmobilität fand bereits von Dezember 2022 bis Februar 2023 ein Forum zum Thema Lebensmittelverschwendung statt. Seit dem 24. Februar 2023 läuft außerdem ein Bürgerforum zum Thema „Virtuelle Welten“
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