Bürgerrat zur Zukunft der KI-Forschung

09. August 2024

Ab dem 21. September 2024 treffen sich 40 zufällig ausgeloste Bürgerinnen und Bürger aus Baden-Württemberg im Rahmen des Bürgerrates "Künstliche Intelligenz und Freiheit" der Universität Tübingen. Sie werden sich mit der Frage beschäftigen, wie Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam die Zukunft der Forschung zu Künstlicher Intelligenz gestalten können.

Künstliche Intelligenz (KI) hat Auswirkungen auf den Alltag aller Menschen. Woran sollte sich also die Forschung an KI orientieren? Auch in Baden-Württemberg wird Forschung zu Künstlicher Intelligenz mit öffentlichen Geldern finanziert und gefördert. Dadurch kann das Land Rahmenbedingungen und Ausrichtung von KI-Forschung mitgestalten und Schwerpunkte setzen.

Was ist künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz nutzt Computer und Maschinen, um die Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeiten des menschlichen Verstands nachzuahmen. Eine KI ist in der Lage, Informationen aus Daten zu ziehen, die ein Mensch niemals erfassen könnte, etwa weil sie zu zahlreich sind oder vorhandene Muster zu komplex sind, um sie zu erkennen. Statt für jeden Zweck programmiert zu werden, kann eine KI eigenständig Antworten finden und selbstständig Probleme lösen.

Im Bürgerrat bringen die Teilnehmer ihre persönlichen Sichtweisen zu und Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz ein. Gemeinsam gehen sie der Frage nach, wie sich künstliche Intelligenz auch in der konkreten persönlichen Lebenswelt auf individuelle und gesellschaftliche Freiheit auswirkt und welche Möglichkeiten der Beteiligung es für sie gibt. Im Verlauf können sich die Teilnehmer mit KI-Expertinnen und  Experten austauschen und auf diese Weise Einblicke erhalten.

Bürgerrat erarbeitet Empfehlungen

Darauf basierend erarbeitet der Bürgerrat konkrete Empfehlungen für das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK). Diese werden dem Ministerium in Form eines Policy Papers Ende des Jahres 2024 übergeben. Am letzten der vier Termine wird auch Wissenschaftsministeriu Petra Olschowski anwesend sein und mit den Bürgerinnen und Bürgern über ihre Perspektiven auf die Forschung sprechen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bürgerrates „Künstliche Intelligenz und Freiheit“ werden zufällig ausgelost. Dadurch sollen faire Voraussetzungen zur Teilnahme sichergestellt werden. Es soll dadurch eine zufällig zusammengestellte Gruppe aufeinandertreffen, die möglichst unterschiedliche Perspektiven und individuelle Erfahrungen in den Bürgerrat einbringt.

Gemeinden aus allen Regierungsbezirken

Bei der Auslosung der Gemeinden wurde darauf geachtet, dass Gemeinden aller vier Regierungsbezirke Baden-Württembergs vertreten sind. Zugleich sollten im Bürgerrat Menschen aus unterschiedlich großen Gemeinden zusammenkommen, weshalb pro Regierungsbezirk jeweils eine Gemeinde, eine Kleinstadt, eine mittelgroße Stadt und eine Großstadt ausgelost wurden. Mit dabei sind die Kommunen Hemsbach, Kleines Wiesental, Reutlingen und Waiblingen.

Aus jeder der gelosten Gemeinden werden jeweils anteilig so viele Bürgerinnen und Bürger am Rat teilnehmen, dass es dem Bevölkerungsanteil in der jeweiligen Gemeindegröße in Baden-Württemberg entspricht.

Öffentliche Begleitveranstaltungen

Der Bürgerrat "Künstliche Intelligenz und Freiheit" wird sich an vier verschiedenen Orten treffen und darüber sprechen, wie Forschung zu Künstlicher Intelligenz in Zukunft sein sollte, damit sie gesellschaftlichen Werten entspricht und auch die Wissenschaftsfreiheit im Blick behält.

Zusätzlich zu den Sitzungen des Bürgerrates wird es jeweils einen Tag vorher öffentliche Begleitveranstaltungen geben, an denen es um die im Rat verhandelten KI-Themen gehen wird. Hierzu sind alle Interessierten eingeladen. Die Begleitveranstaltungen werden durch unterschiedliche Formen der Interaktion auch den Teilnehmern die Möglichkeit geben, sich einzubringen, Fragen zu stellen und in den Austausch mit Expertinnen und Experten aus der KI-Forschung und Entwicklung zu treten.

Finanzierung aus Exzellenzstrategie

Der Bürgerrat wird über Mittel aus der Exzellenzstrategie finanziert. Mit der Exzellenzstrategie stärken Bund und Länder die universitäre Spitzenforschung. Gefördert werden Exzellenzcluster zu bestimmten Forschungsfeldern und Exzellenzuniversitäten als strategische Unterstützung herausragender Universitätsstandorte. Beteiligt sind das Zentrum für rhetorische Wissenschaftskommunikationsforschung zur künstlichen Intelligenz (RHET AI) und das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) an der Universität Tübingen.

Ideelle Partner und Unterstützer des Bürgerrats sind der Exzellenzcluster Maschinelles Lernen für die Wissenschaft der Universität Tübingen, die Cyber Valley GmbH sowie weitere Einrichtungen und Forschungsinstitute in Baden-Württemberg. Das Projektteam wird beraten von Mehr Demokratie und von einer interdisziplinär besetzten wissenschaftlichen Begleitgruppe. An der Durchführung ist die Agentur translake GmbH beteiligt.

Forschungsprojekt zum Einbezug von Bürgern

Im Rahmen des Bürgerrates wollen die Organisatoren die dialogische Beteiligung mit Wissenschaftskommunikation verbinden. Den Initiatoren des Bürgerrats KI und Freiheit ist es dabei ein besonderes Anliegen, dass die Perspektiven ganz unterschiedlicher Menschen über den Bürgerrat in den weiteren KI-Diskurs und in die politischen Entscheidungsprozesse rund um die öffentlich geförderte KI-Forschung einfließen können.

Der Bürgerrat wird deshalb durch ein Forschungsprojekt von Anika Kaiser von RHET AI begleitet, das untersucht, welche Hürden dem Einbezug von Bürgern und damit ihrem Wissen, ihren Alltags- und Lebenserfahrungen und ihren Wertvorstellungen, im Bürgerrat entgegenstehen und wie das Wissen von Menschen mit unterschiedlichsten Identitätsmerkmalen produktiv einbezogen werden kann.

Mehr Informationen: Bürgerrat „Künstliche Intelligenz und Freiheit“