Bürgerrat zur Zukunft der KI-Forschung

21. September 2024

Am 23. November 2024 hat der Bürgerrat "Künstliche Intelligenz und Freiheit" der Universität Tübingen seine Arbeit beendet. Die Teilnehmer haben sich mit der Frage beschäftigen, wie Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam die Zukunft der Forschung zu Künstlicher Intelligenz gestalten können.

Künstliche Intelligenz (KI) hat Auswirkungen auf den Alltag aller Menschen. Woran sollte sich also die Forschung an KI orientieren? Auch in Baden-Württemberg wird Forschung zu Künstlicher Intelligenz mit öffentlichen Geldern finanziert und gefördert. Dadurch kann das Land Rahmenbedingungen und Ausrichtung von KI-Forschung mitgestalten und Schwerpunkte setzen.

Was ist künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz nutzt Computer und Maschinen, um die Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeiten des menschlichen Verstands nachzuahmen. Eine KI ist in der Lage, Informationen aus Daten zu ziehen, die ein Mensch niemals erfassen könnte, etwa weil sie zu zahlreich sind oder vorhandene Muster zu komplex sind, um sie zu erkennen. Statt für jeden Zweck programmiert zu werden, kann eine KI eigenständig Antworten finden und selbstständig Probleme lösen.

Im Bürgerrat haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre persönlichen Sichtweisen zu und Erfahrungen mit künstlicher Intelligenz eingebracht. Gemeinsam sind sie der Frage nachgegangen, wie sich künstliche Intelligenz auch in der konkreten persönlichen Lebenswelt auf individuelle und gesellschaftliche Freiheit auswirkt und welche Möglichkeiten der Beteiligung es für sie gibt. Im Verlauf konnten sich die Teilnehmer mit KI-Expertinnen und  Experten austauschen und auf diese Weise Einblicke erhalten.

Bürgerrat hat Empfehlungen erarbeitet

Darauf basierend hat der Bürgerrat konkrete Empfehlungen für das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) erarbeitet. Diese werden dem Ministerium in Form eines Policy Papers Ende im Februar 2025 übergeben. Am letzten der vier Termine war auch Wissenschaftsministerin Petra Olschowski anwesend und hat mit den Bürgerinnen und Bürgern über ihre Perspektiven auf die Forschung gesprochen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bürgerrates „Künstliche Intelligenz und Freiheit“ waren zufällig ausgelost worden. Dadurch wurden faire Voraussetzungen zur Teilnahme sichergestellt. Es traf dadurch eine zufällig zusammengestellte Gruppe aufeinander, die möglichst unterschiedliche Perspektiven und individuelle Erfahrungen in den Bürgerrat eingebracht hat.

Gemeinden aus allen Regierungsbezirken

Bei der Auslosung der Gemeinden wurde darauf geachtet, dass Gemeinden aller vier Regierungsbezirke Baden-Württembergs vertreten sind. Zugleich sollten im Bürgerrat Menschen aus unterschiedlich großen Gemeinden zusammenkommen, weshalb pro Regierungsbezirk jeweils eine Gemeinde, eine Kleinstadt, eine mittelgroße Stadt und eine Großstadt ausgelost wurden. Mit dabei waren die Kommunen Hemsbach, Kleines Wiesental, Reutlingen und Waiblingen.

Aus jeder der gelosten Gemeinden haben jeweils anteilig so viele Bürgerinnen und Bürger am Rat teilgenommen, dass es dem Bevölkerungsanteil in der jeweiligen Gemeindegröße in Baden-Württemberg entsprach.

Öffentliche Begleitveranstaltungen

Der Bürgerrat "Künstliche Intelligenz und Freiheit" hat sich an vier verschiedenen Orten getroffen und darüber gesprochen, wie Forschung zu Künstlicher Intelligenz in Zukunft sein sollte, damit sie gesellschaftlichen Werten entspricht und auch die Wissenschaftsfreiheit im Blick behält.

Zusätzlich zu den Sitzungen des Bürgerrates gab es jeweils einen Tag vorher öffentliche Begleitveranstaltungen, an denen es um die im Rat verhandelten KI-Themen ging. Hierzu waren alle Interessierten eingeladen. Die Begleitveranstaltungen haben durch unterschiedliche Formen der Interaktion auch den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben, sich einzubringen, Fragen zu stellen und in den Austausch mit Expertinnen und Experten aus der KI-Forschung und Entwicklung zu treten.

Finanzierung aus Exzellenzstrategie

Der Bürgerrat wurde über Mittel aus der Exzellenzstrategie finanziert. Mit der Exzellenzstrategie stärken Bund und Länder die universitäre Spitzenforschung. Gefördert werden Exzellenzcluster zu bestimmten Forschungsfeldern und Exzellenzuniversitäten als strategische Unterstützung herausragender Universitätsstandorte. Beteiligt sind das Zentrum für rhetorische Wissenschaftskommunikationsforschung zur künstlichen Intelligenz (RHET AI) und das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) an der Universität Tübingen.

Ideelle Partner und Unterstützer des Bürgerrates sind der Exzellenzcluster Maschinelles Lernen für die Wissenschaft der Universität Tübingen, die Cyber Valley GmbH sowie weitere Einrichtungen und Forschungsinstitute in Baden-Württemberg. Das Projektteam wurde beraten von Mehr Demokratie und von einer interdisziplinär besetzten wissenschaftlichen Begleitgruppe. An der Durchführung war die Agentur translake GmbH beteiligt.

Forschungsprojekt zum Einbezug von Bürgern

Im Rahmen des Bürgerrates haben die Organisatoren die dialogische Beteiligung mit Wissenschaftskommunikation verbunden. Den Initiatoren des Bürgerrats KI und Freiheit war es dabei ein besonderes Anliegen, dass die Perspektiven ganz unterschiedlicher Menschen über den Bürgerrat in den weiteren KI-Diskurs und in die politischen Entscheidungsprozesse rund um die öffentlich geförderte KI-Forschung einfließen können.

Der Bürgerrat wurde deshalb durch ein Forschungsprojekt von Anika Kaiser von RHET AI begleitet, das untersucht hat, welche Hürden dem Einbezug von Bürgern und damit ihrem Wissen, ihren Alltags- und Lebenserfahrungen und ihren Wertvorstellungen, im Bürgerrat entgegenstehen und wie das Wissen von Menschen mit unterschiedlichsten Identitätsmerkmalen produktiv einbezogen werden kann.

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