Bürgerforum zu G8/G9 in Baden-Württemberg

Die baden-württembergische Landesregierung beruft nach der Sommerpause 2023 ein Bürgerforum zum Thema G8/G9 ein. Darin soll intensiv debattiert werden, wie lange das allgemein bildende Gymnasium in Baden-Württemberg künftig dauern soll.
„Wir sehen in diesem Weg die Chance, das Thema auf breitere Füße zu stellen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Denn im Moment wird die Debatte sehr verengt geführt“, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann dazu. „Wir wählen diesen Weg der Politik des Gehörtwerdens, weil wir in den letzten Jahren umfassende und gute Erfahrungen mit der Bürgerbeteiligung und Bürgerforen gemacht: Sie versachlichen eine Debatte und bringen häufig neue, bisher nicht betrachtete Argumente auf den Tisch.“
Vorbereitungen mit Experten, Interessengruppen und Bürgerschaft
Bei einer Auftaktveranstaltung am 17. Juli 2023 ging es zunächst um die Frage, welche Themen das spätere Bürgerforum beraten soll und welche Experten ihnen Informationen geben sollen. Dazu waren gut 60 Verbände und Interessengruppen eingeladen, darunter Schüler, Eltern, Lehrer und Rektoren - aber auch Kirchen, Gewerkschaften, Unternehmerverbände und Landtagsfraktionen. Dabei ging es u.a. um die mentale Gesundheit der Schüler, um den Druck auf deren Familien und um die Investitionen in Schulräume und Lehrer, die für eine Rückkehr zu G9 notwendig wären. Alle Bürgerinnen und Bürger können sich zudem auf dem Beteiligungsportal der Landesregierung einbringen und mitdiskutieren.
Auf einer sogenannten Themenlandkarte sind 14 Themenfelder mit Duzenden Unterpunkten gesammelt, die die zufällig gelosten Bürger abarbeiten sollen. Zudem können diese weitere Themen auf ihre Agenda nehmen, sollte ihnen etwas fehlen.
Online-Beteiligung für alle Interessierten
Am 27. Juli 2023 hat Staatsrätin Barbara Bosch den Startschuss für die zweite Phase im Beteiligungsprozess zur Dauer des allgemein bildenden Gymnasiums „G8/G9“ gegeben. Bis zum 22. September 2023 können sich alle Interessierten auf dem Beteiligungsportal des Landes beteiligen.
Das eigentliche Bürgerforum startet dann nach den Sommerferien 2023. Es wird aus 40 bis 60 zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern bestehen. Da die Dauer des allgemein bildenden Gymnasiums Auswirkungen auf andere Schularten und letztlich das gesamte Schulsystem hat, werden auch diese Zufallsbürger nicht nur Personen mit Abitur sein, sondern alle Schulabschlüsse repräsentieren. Die Landesregierung hat Anfang September 6.003 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus Baden-Württemberg zur Teilnahme am Bürgerforum eingeladen.
Information, Diskussion, Empfehlungen
Zu Beginn des Bürgerforums wird es eine ausgiebige Informationsphase geben. In mehreren Sitzungen sollen sich die gelosten Teilnehmer sich in einer Anhörung ein breites Bild vom Thema machen können. Dafür werden Expertinnen und Experten, Verbände und Betroffene ihr Fachwissen und ihre Argumente vortragen. Dies gilt auch für die Initiative, die derzeit Unterschriften für einen Volksantrag „G 9 jetzt! BW“ sammelt und eine Beratung des Themas im Landtag zum Ziel hat. Danach werden die Informationen von den Forumsteilnehmern in mehreren Sitzungen aufgearbeitet und diskutiert. Im letzten Schritt erarbeiten diese dann gemeinsame Empfehlungen.
„Danach werden wir eine Entscheidung zur künftigen Dauer des allgemein bildenden Gymnasiums treffen. Die Zufallsbürger beraten und empfehlen. Am Ende entscheiden Regierung und Parlament - wie in der Verfassung vorgesehen. Klar ist: Wir gehen als Landesregierung offen in das Beteiligungsverfahren. Denn in der Demokratie haben wir am Ende letztlich nur Argumente - und davon werden wir uns als Regierung leiten lassen“, erklärte Kretschmann.
G8 und G9 in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg dauert das allgemein bildende Gymnasium momentan acht Jahre („G8“). In neun Jahren („G9“) kann man das Abitur dagegen an 44 Modellschulen und an Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe erwerben. Erst in Klasse 13 zum Abitur führen auch die in Baden-Württemberg sehr vielfältig bestehenden beruflichen Gymnasien.
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